Wie geht es dir mit der Aussage „Es gibt keinen Zufall?“
Ein herrliches Thema, oder? Wie viele Artikel oder Posts habe dazu schon gelesen? Hast du dazu schon deine eigene Meinung gefunden? Ich habe Vieles ausprobiert, um diese wunderbaren Zufälle öfter in mein Leben zu ziehen. Und, ja klar: Ich meine die schönen Zufälle. Meine Beobachtung: Wenn ich unterwegs bin in dieser wunderbaren Welt, mich also äußerlich bewege, dann tut sich das Leben irgendwie leichter, mir einen Zufall vor die Füße zu werfen. Ist ja auch logisch, oder? Versetze dich doch mal in die Schaltzentrale des Universums, dort wo die Managerengel sitzen. Ich habe da gerade so ein Bild. Kennst du diese Klemmleisten in der Küche eines Restaurants? Dort, wo die Bestellungen der Gäste hängen, um schnellstmöglich oder auf Termin abgearbeitet zu werden. Um dann pünktlich und in der besten Qualität ausgeliefert zu werden. So stelle ich mir das auch in der Schaltzentrale vor. Nur, dass die ja nicht nur bestellgerecht produzieren müssen, sondern auch alle Gelegenheiten zur Lieferung im Auge halten müssen. Na ja, so meine ich das halt: Wenn ich mich bewege, gebe ich denen halt mehr Gelegenheiten. Einfacher für die E-Manager, erfüllender für mich.
So ein Fall fiel mir vor einigen Tagen zu.
Ich war zu Gast in meiner letzten Heimatstadt Baden-Baden und erblickte ein Plakat: „Braco kommt in deine Stadt“. Genau in der Zeit, in der ich zufällig da war, kam er nach Jahren auch wieder „zufällig“ her und so besuchte ich ihn. Eine wunderbare Gelegenheit, die letzten 15 Jahre ein wenig Revue passieren zu lassen. Weniger unter dem Aspekt: Was ist alles geschehen? Eher die Antworten auf die Fragen: Was habe ich gelernt in dieser Zeit? Wie bin ich gewachsen? Welche neuen Fragen ergeben sich gerade? Und das alles sehr konkret zu dem Thema, dem Aspekt, den Braco im Jahr 2004 in mein Leben brachte
Der Blick in die Augen eines anderen Menschen.
Wie viele Facetten kann ein solcher Blick haben? Wie viele unterschiedliche Situationen erleben wir, wenn zwei Augenpaare den anderen Blick suchen oder vermeiden wollen? Mal können wir einem Blick nicht standhalten, weichen ihm aus. Dann wieder haben wir Jemanden im Blick und warten ungeduldig, dass sich das andere Augenpaar in unseres bewegt? Im nächsten Moment erwischt uns ein Augenpaar und weicht unserem Blick aus? Und letztlich die Augenbegegnung zweier liebender Menschen…ich könnte noch lange fortfahren. Doch das ist nicht der Blick, den ich das erste Mal erlebte, als ich 2004 in die Augen dieses Mannes blickte. Es war eine für mich recht bizarre Veranstaltung, in die mich meine damalige Lebensgefährtin „geschleppt“ hatte. Kommt dir das bekannt vor? Ja, das passiert gelegentlich in meinem Leben. Das ist es, wenn die E-Manager die Geduld verlieren und einen irdischen Hilfsengel mit der Vermittlung beauftragen. Das Setting war es, das mich verwirrte: Rund 100 Besucher waren in einem schlichten Raum versammelt, wurden durch einen Sprecher eingestimmt, dann setzte Musik ein und Braco erschien. Stellte sich auf ein kleines Podest und schaute, untermalt von stimmungsvoller Musik, einfach nur in den Raum. Und sofort war ich in einem inneren Raum von tiefer Berührung, Stille, Frieden. Ein Seins-Zustand, den ich so nur aus Meditationen kannte. Also aus einem mit mir Alleine Sein. Nicht wie jetzt, in einer Gruppe. Um mich herum waren einige, offensichtlich sehr berührte Menschen. Manche Träne war zu sehen, einige Menschen schwankten ganz eigenartig. Ein energetisches Feld baute sich in Sekunden auf und nach rund fünf Minuten verließ Braco den Raum wieder. Gefühlt konnte ich wesentlich länger baden in diesem Space. Was war das? Wie macht er das? An jenem ersten Abend saß ich noch lange zusammen mit meiner Gefährtin und wir versuchten, das Erlebte einzuordnen.
In den nächsten Jahren besuchte ich ihn regelmäßig. Warum? Einfach, weil es mir guttat und, klar, weil ich Forscher bin. Herausbekommen wollte: Wie macht er das und was genau macht er da? Auch wenn es eher ein Zulassen als ein aktives Tun ist. Wenn wir selbst in einen inneren Space kommen wollen, der über unser bewusstes Sein und Erleben weit hinausgeht, dann tun wir ja vorher etwas. Wir begeben uns in eine meditative Praxisübung, machen Yogaübungen, Tai Chi oder Ähnliches. Doch er? Macht er etwas hinter der Bühne, bevor er nach vorne kommt? Ich ging dieser Frage nicht nur in Bezug zu diesem zweifelsfrei besonderen Menschen nach. Das Leben präsentierte mir noch weitere Gelegenheiten, diesen inneren Raum zu ergründen. Ich habe diesem Gefühl irgendwann auf meiner Reise den Namen „zuhause“ oder „ankommen“ gegeben.
Inzwischen habe nicht nur ich erkannt, dass es eine wunderbare Übung sein kann, zu der wir Teilnehmer eines Workshops oder Seminars einladen können: Einem fremden Menschen, der mir gerade zufällig begegnet, für fünf Minuten in die Augen zu schauen. Zu beobachten, was passiert: Manchmal beginnen sich die Gesichtszüge des anderen zu ändern oder springen gar zwischen verschiedenen Bildern. Sind das alte Leben? Oder verschiedene Masken, die plötzlich sichtbar werden? Manchmal kommen Sätze oder Informationen in meinen Verstand. Haben sie etwas zu tun mit meinem Gegenüber? Keine Ahnung, ich teile sie auf Nachfrage mit. Dann wird plötzlich sichtbar, im Gesicht des Anderen, wie viel meine Ein-gebung tatsächlich mit dem wunderbaren Menschen zu tun haben, der den Mut hatte, meinen Blick tief in seine Augen zuzulassen. Während einer solchen Begegnung entsteht oft ganz schnell ein gemeinsamer Raum der Verbundenheit, der Wärme, Liebe und Freiheit. Das meine ich mit zuhause. Dem inneren Raum, aus dem wir alle kommen und wo wir alle wieder hinwollen. Wohin unsere Sehnsucht gerichtet ist. Wunderbare Möglichkeiten, wertvolle Moment in das Leben anderer Menschen zu bringen.
Ein lange und endlose Reise.
Für mich begann sie an diesem einen Abend vor fünfzehn Jahren und sie hält noch immer an. Ich suche nach Varianten, Anwendungsmöglichkeiten und freue mich riesig, wenn auch andere Workshopleiter diesen Weg wählen. Denn ich glaube: Je mehr Menschen sich tief in die Augen schauen, diese tiefe Verbundenheit wieder sicht- und spürbar werden lassen, desto friedlicher wird diese Welt. Und das ist es doch, was wir uns alle wünschen? Frieden.
Probiere es mal aus.
Mit deinen Liebsten. Es braucht nur wenig von dem größten Geschenk, das wir uns machen können: Zeit. Für einen Augenblick. Und schreibe gerne, wie es war. Oder wenn du Hilfe oder Anregungen brauchst. Oder gerne teilst. Noch ein Tipp: Du kannst dich bei deinem Gegenüber auf ein Auge festlegen, in das du schauen magst. Das macht es ruhiger für euch beide. Ich glaube, dass in beiden Augen dasselbe zu finden ist. Sie führen beide in das gleiche Universum. Man sagt, dass die Augen eigentlich keine eigenständigen Organe sind, sondern Ausstülpungen unseres Gehirns, die nach Außen blicken. Damit würden sie ja im Umkehrschluss auch einen Blick tief in das Gehirn des Betrachteten zulassen. Tief in sein inneres Universum, in die Tiefen des Unterbewussten. Und auch in die alten Verbindungen, Erfahrungen, die dort abgespeichert sind. Dann könnte dort auch ein Weg liegen, der den Betrachter in die Tiefen des kollektiven Unbewussten führt? Meine Erfahrung ist, dass dieser Blick nur maskenlos machbar ist. Ist er hergestellt, »steht« der Kontakt, dann kann ich nicht mehr bewusst beeinflussen, was ich sichtbar mache und was ich lieber verstecke. Es ist ja das mir nicht Bewusste, was der andere jetzt sieht – oder auch nicht. Spannend, oder? Den Mut zu finden, Jemanden in die eigene Seele schauen zu lassen. Bis jetzt wurde mein Mut immer belohnt.