Kennst du das auch? Dass du manchmal nach einer längeren Reise eine gewisse Zeit brauchst, bis du „wieder alle beisammen“ hast und wieder auf hoher Drehzahl durch den Tag gehen kannst? Nach Flugreisen habe ich diese Symptome meist unter dem Begriff „Jetlag“ abgeheftet.  Bis ich bemerkte, dass mich diese zeitweise Lähmung oder Dämpfung auch nach Bahn- oder Autoreisen erwischte. Kürzlich sprach ich darüber und die alte Geschichte kam mir in den Sinn:

Mein Körper ist hier, doch meine Seele…

Es soll jenen Häuptling gegeben haben, der nach der Besiegung durch die „Weißen“ zur Vertragsunterzeichnung quer durch Nordamerika reiste. Zum ersten Mal in seinem Leben mit der Eisenbahn. Als er die Ostküste erreichte, bat er das Treffen u einen Tag zu verschieben. „Mein Körper ist zwar hier, doch meine Seele ist noch unterwegs.“

Ich glaube, so geht es mir auch manchmal: Unsere Gedanken sind blitzschnell, sie können in Bruchteilen einer Sekunde in jede (denkbare) Situation und zu jedem Platz der physischen Welt springen. Sie können sogar genauso schnell durch die Zeit reisen. „Weißt du noch, als Kind warst du immer…“ und Zack bin ich da.

Der Körper ist träge.

Unseren Körper durch diese Welt zu bewegen, braucht nicht nur die Überwindung der Schwerkraft und damit der Trägheit, sondern die Umsetzung von Energie in Leistung. Dann bewegen wir uns fort. Oder wir nutzen ein Instrument. Dann sind wir sogar noch schneller und kommen viel weiter in der gleichen Zeit. Doch sind wir in der Bewegung mit Körper immer wesentlich langsamer als ohne. Wenn wir es nur denken. Und was ist eigentlich mit dem Teil, den wir „Seele“ nennen? Wie ist dessen Reisegeschwindigkeit?

Wie schnell reist die Seele?

Spannende Frage, oder? Reist sie eigentlich lieber mit oder ohne Körper? Wenn wir blitzartig mit einem Gedanken nach New York gehen, dann bleibt der Körper auf dem Stuhl, auf dem ich gerade sitze. Und die Seele? Flitzt sie mit nach New York oder bleibt sie auf dem Stuhl hocken? Es kommt drauf an. Um mitzukommen, braucht sie offenbar Zeit. Wenn ich nur mal kurz an New York denke, springt sie gar nicht erst an. Doch gebe ich dem Gedanken Raum, das wäre in diesem Fall der Raum der Zeit. Schließe ich meine Augen, lasse ich Bilder aufsteigen…unterstütze ich den Prozess durch Fragen, wie: „Wollen wir da wirklich hin?“ oder „Was wartet da auf uns?“, dann steigen Bilder in mir auf. Alte, bekannte Bilder und vielleicht auch neue. Emotionen werden in meinem Körper geweckt. Diese stoßen ihrerseits Gedanken an. Neue Emotionen und Bilder werden erweckt und steigen in die Sichtbarkeit. An diesem Prozess ist jetzt der unbewusste Teil beteiligt, den wir „Seele“ nennen. Wenn wir ihr Raum geben, dann beginnt sie mit uns zu kommunizieren, über Bilder und Emotionen. Der Körper bleibt dabei auf dem Stuhl.

Ich trete die Reise an.

Jetzt lass uns diesen Faden weiterspinnen. Ich folge dem Ruf meiner Seele und trete diese Reise an. Sie führt mich zu neuen Ufern, auf neue Bühnen mit neuem Bühnenbild, neuen Akteuren… Ich erlebe, mache Erfahrungen…dann reise ich zurück. Mit Körper, Geist und Seele. Am nächsten Tag kann ich feststellen: Körper sicher gelandet. Geist funktioniert in gewohntem Umfang und bekannter Geschwindigkeit. Und meine Seele? Wie geht es der?

Ich frage meine Seele.

Ich habe sie einfach mal direkt und offen angesprochen, denn ich hatte gestern eine Reise unternommen. Morgens 700 km geflogen. Sehr intensiv und energetisch am Zielort gearbeitet. 700 km zurückgeflogen. Ergebnis: Ich brauche heute den langsamsten Gang mit viel Schlaf, Meditation, Bewegung, kalorienarme Nahrung und leichter Kost am Schreibtisch. Warum, liebe Seele?

„Nun, du siehst es richtig. Ich, dieser Teil in dir oder besser gesagt: Um dich herum und durch dich durch, brauche Zeit. Nicht ich selbst brauche diese Zeit, denn ich bin zuhause an jenem Ort, den du Raum-und Zeitlos nennst. Doch ich fühle mich verantwortlich dafür, dass in unserem gesamten System eine neue Ordnung entstehen kann. Diese Ordnung ist nicht die, die dein Verstand kennt. Wenn er deinen Körper ein Regal bauen lässt mit vielen Kartons zum Sortieren. Ich spreche von einer Ordnung im Raum-Zeitgefüge. Dort sieht eine Ordnung anders aus. Dein Verstand bezeichnet das als Chaos, ich als Ordnung. Wenn der Raum wieder so geklärt ist, dass die festen Stoffe wie die Atome sich so frei bewegen können, wie sie es gewohnt sind.“

Ich versuche es zu verstehen.

Nun, ich gebe zu, an dieser Antwort habe ich etwas gekaut. Ich verstehe sie so: Wenn ich eine Reise unternehme und meinen Körper mitnehme, also keine Mediation, Phantasiereise etc, dann nehme ich das Gefäß mit, in dem Emotionen erlebt und gespeichert werden. Komme ich am Zielort an, dann wirkt auf diesen Körper ein anderes Umfeld. Die Energien des Platzes, an dem ich bin, die Menschen, die im Feld eingelagerten ehemaligen Gedanken der Bewohner, die ganze Geschichte des Ortes, des Hauses… Manche Menschen sind so trainiert oder begabt, dass sie diese Wirkung life erleben und spüren. Manche nicht. Doch wir erinnern uns: Schwerkraft wirkt immer, ob wir daran glauben oder nicht. Alleine diese Wechselwirkung zwischen dem, was in mir gespeichert ist und dem, was um mich ist, braucht physische, lineare Zeit zum Abgleich und Austausch. Und kann bereits eine heilende Wirkung haben. Das kennen wir aus der Kur. Wenn der Ort weise (aus der Seele) gewählt ist, dann hat er allein bereits heilende Wirkung. Auch ohne Anwendungen.

Reisen bildet nicht nur intellektuell.

Wenn ich also, wie in meinem Fall, einmal kurz eintauche in dieses Feld, mit allen Sinnen und auch einer klaren Absicht, dann sauge ich mich voll wie ein Schwamm. Fliege ich bereits nach ein paar Stunden zurück, dann braucht es einfach weitere Stunden oder sogar Tage, dass der Prozess, der Vorort stattfinden wollte, jetzt an dem Platz stattfinden kann, an den ich (zu) flott gereist bin. Und wir haben noch gar nicht berechnet, wieviel zusätzliche Integrationszeit es braucht, weil ich in der kurzen Verweilzeit am Zielort aktiv gearbeitet habe und dabei Veränderungen im Raum-Zeitgefüge ermöglicht habe, die ebenfalls in meinem Gesamtsystem verarbeitet werden wollen.

Veränderung braucht Zeit.

Es ist die gleiche Erklärung, die ich meinen Coachees gebe, wenn wir an einem Ihrer Themen energetisch gearbeitet haben: Die Veränderung auf der unbewussten Ebene geschieht in einem Bruchteil einer Sekunde. Wir investieren dennoch ein Gespräch von 30 bis 60 Minuten, denn wir wollen ja den Punkt genau finden, an dem eine Veränderung stattfinden möchte. Dann setzten wir den Impuls wie eine Nadel in der Akkupunktur. (sie bleibt aber nicht stecken, ich pikse nur kurz). Danach braucht es 10 bis 14 Tage der Heilung. Zeit, in der sich das gesamte System neu ausrichtet in einen neuen Gesamtzustand und eben nicht wieder in den alten zurückfällt.

Zeit für die Nacharbeit.

Und diese Zeit brauchen wir nach einer physischen Reise. Je unterschiedlicher das Feld, in das wir eingetaucht sind, je mehr Zeit brauchen wir. Je mehr wir an Veränderung zugelassen haben am Zielort, je mehr Heilungszeit brauchen wir. Der Wert einer dermaßen durchgeführten Reise zeigt sich in der Nach-arbeit.  Wenn wir auf unseren Körper hören, der uns zur Ruhe, Langsamkeit und Einsamkeit führen möchte, dann hören wir auf unsere Seele. Dann findet Ent-wicklung statt. Ich bin sicher, dass wir für diese Fürsorge belohnt werden. Also zumindest mir geht es so und natürlich gilt wie immer: Das, was ich hier behaupte ist meine Wahrheit. Deckt sie sich mit deiner? Hast du eine andere? Schreib mir gerne dazu. Hier auf dieser Seite oder auf Instagram oder per E-Mail oder auch gerne eine Postkarte.

 

Kennst du schon meinen podcast? Dort beschreibe ich meine bisher intensivste Reise mit Körper-Seele-Geist. Einmal zur anderen Seite der Erde mit dem Eintauchen in ein völlig anderes Umfeld und natürlich entsprechender Langzeitwirkung.

Höre gerne mal rein in die Folge 3: „Eine verlorene Seele kehrt zurück.“